Ich habe nach der Mitte Europas gesucht.
Ich habe nach der Mitte Europas gesucht. Die staatliche Vermessungsbehörde Frankreichs hat mal ausgerechnet, dass diese in Purnuškės in Litauen liege. Also ganze 230 km vom Schloss Rundāle, der Sommerresidenz der kurländischen Herzöge, entfernt. Von Rundāle bis nach Riga sind es auch 60 km.
Und Burg Posterstein, die die Geschichte von Anna Dorothea, der letzten Herzogin von Kurland, aufarbeitet? Diese liegt auch nicht gerade zentral
– sogar bis nach Gera sind es 21 km.
Herzogin Anna Dorothea von Kurland hat aber durch ihren Musenhof, den sie von 1795 bis 1821 auf Schloss Löbichau bei Posterstein geführt hat, exemplarisch gezeigt, dass die Frage nach dem Zentrum Europas nur eine faktische Feststellung darstellt. Wenn es darum geht, die europäische Idee mit Inhalten zu füllen, dann kann das jederzeit und an jedem Ort passieren, egal, wie entlegen er ist. Und genau das bedeutet Europa für mich: dieses Ideal des friedlichen Miteinanders und des gegenseitigen Respektierens anderer Erfahrungen und Kulturen, des Reisens ohne seine Reisedokumente vorzeigen zu müssen und der Neugierde auf Gemeinsamheiten und Unterschiede der Wege der europäischen Geschichte, die jeden Tag ein bisschen mehr und ein bisschen besser jederorts erlebt werden können. Vor allem in Zeiten wie diesen.
Auch in weniger prunkvollen Räumen als im Esszimmer in Rundāle.