Gedanken zum Projekt Europa
Europa ist ständige Arbeit. Mit dem Jugoslawienkrieg in den 90er Jahren hat diese Arbeit an Europa schrecklich versagt, so wie es jetzt versagt in der Flüchtlingsfrage. Mit dem Dublin Abkommen 1997, 2001, 2008, 2013 sind die Mitgliedsstaaten in die Verantwortung genommen für Flüchtlinge und
Einwanderer. Griechenland, Italien und Spanien traf und trifft dies am meisten. Sie sind als geographisch erste europäische Staaten für sehr viele Flüchtlinge verantwortlich, weil die Betroffenen dort ankommen. Doch man kann die Probleme nicht einfach dort belassen und zuschauen. Solche großen Probleme brauchen eine gesamte europäische Lösung und eine Strategie gegen den Ursprung der Flucht und Wanderung.
Es ist nicht im europäischen Interesse, instabile Staaten an den Außengrenzen im Osten (Ukraine) oder auf der andere Seite jenseits des Mittelmeeres (Syrien, Libyen, Algerien) zu haben. Hier sieht man, dass die Interessen Europas andere sind als in Amerika und vielleicht auch andere als auf der Insel Großbritanniens.
Die Europäische Union hat einen langen Weg zurückgelegt seit der Verständigung der Kohle- und Stahlwirtschaft in der Nachkriegszeit und ist auf dem Weg zu einer immer engeren Vereinigung. Jeder, der Indien, China, Amerika oder Russland kennt, wird merken, dass es in der europäischen Vereinigung große kulturelle Unterschiede gibt. Und da ist keine Gefahr, dass Ungarn wie Italien wird oder wir alle verschwinden unter einer Mc Eurokultur.
Der Ausgang des Europa-Projektes ist überhaupt nicht sicher. Es könnte scheitern, wie die League of Nations in den 30er Jahren, wie die UdSSR am Ende der 80er Jahren, und wie Jugoslawien in der 90ern. Und was dann?
Ein amerikanischer Präsident sagte in den 70er Jahren: „Ich würde gern mit Europa über dieses Problemen sprechen, aber ich habe keine Telefonnummer von Europa“. Für Großbritannien ist das europäische Projekt zu Ende und ab März 2019 werden wir eine Vorstellung davon bekommen,
was sich ändert und was passiert in einem wichtigen, aber dem einzigen Land, wenn es sich entscheidet durchzuschlagen gegen riesige finanzielle Interessen und Kräfte.
Ich finde es wunderbar, nach Polen, Ungarn, die Slowakei, Österreich und Spanien fahren zu können ohne Grenzen. In Italien zu sein und nicht überlegen zu müssen, ob eine Million Lira für einen Kaffee viel Geld ist.
Ich glaube an das Europa-Projekt, weil ich keine Alternative sehe. Die Kleinstaaterei hat in Deutschland ausgedient und musste ersetzt werden, aber Bayern gibt es noch. Doch das
Europa-Projekt wird jetzt angegriffen von denen, die nicht vermochten es zu gestalten, es aber beenden und die Zeit zurückdrehen wollen. Sollte ich meine Gedanken beenden mit einem Satz, der von Heinrich Heine kommen könnte? Dann hieße er: „Denk ich an Europa in der Nacht, so bin ich
um meinen Schlaf gebracht.“